Beim Dialogforum Fortschritt Mobilität am 20.10.2021 haben wir uns dem Thema Wasserstoff genähert. Jules Verne bewies schon 1874 seherische Fähigkeiten indem er dem Wasser die Macht zum „Kohlekiller“ zusprach. Neuerdings feiert das Thema fröhliche Urstände, motiviert durch die Menschheitsaufgabe zur Decarbonisierung.
Die Diskussion zeigte schnell, dass nicht die Mobilität der erste Bedarfsträger für die Wasserstoffwirtschaft ist. Der Wasserstoff wird sich aus jetziger Sicht eher als der „Retter“ vieler Industrieprozesse gerieren. Genannt wurden insbesondere CO2 intensive Prozesse wie z.B. die Stahlverhüttung und die Zementherstellung. Aber natürlich bietet sich der Wasserstoff auch für die Mobilität an, wenn die Wasserstoffwirtschaft in Gang kommtund via Herstellung von H2, Speicherung, Transport und Tankkapazität auch für Fahrzeuge verfügbar wird.
Als zentraler Diskussionsfocus stellte sich die Verfügbarkeit von grünem Strom heraus, weil die Herstellung grünen Wasserstoffs mit einem großen Grünstrombedarf einhergeht. Ein Teilnehmer von einem großen Engineering Dienstleister aus Bietigheim kommt zum Schluß, dass Mobilität auf Basis von Wasserstoff nur über den Import von Wasserstoff möglich sein wird.
Wolfgang Siebenpfeiffer fragt nachdrücklich, ob man gerade angesichts des schlechteren Wirkungsgrades des Brennstoffzellenprozesses im Vergleich zur Batteriespeicherung wirklich ernsthaft daran glauben kann, dass das Brennstoffzellenfahrzeug dem Vergleich mit dem rein batterieelektrischen Fahrzeug standhalten kann.
Für Ulrich Schiefer ist es eher eine Frage des Timings und er stellt die Frage, ob es am Ende sein könnte, dass wir in Europa 10 Jahre zu spät die Elektromobilität angegangen haben und vielleicht 10 Jahre zu früh auf Brennstoffzellenfahrzeuge setzen. Die Relevanz des Wasserstoffeinsatzes auch in der Mobilität wurde nicht grundsätzlich in Frage gestellt.
Die Direktverbrennung des Wasserstoffs im Verbrennungsmotor wird als interessante Übergangstechnologie gesehen. Andererseits wird wohl die Verstromung des Wasserstoffs in der Brennstoffzelle zur Nutzung im elektrisch angetriebenen Auto die in die Zukunft führende Technologie sein.
Zweifel wurden angemeldet, ob sich die Technologie in ganzer Breite vom Kleinwagen bis zum 38 Tonner gleichermaßen durchsetzen wird. Ein Teilnehmer aus dem Brennstoffzellenbereich eines OEM betont die Wichtigkeit der Technologie speziell für schwere Fahrzeuge Nfz und Busse. Üppige, schwere Batterieanlagen stellen da genügendes Drohpotential dar, das dafür sorgt, dass Daimler und Wettbewerber in die Technologie investieren.
Ulrich Schiefer zieht ein versöhnliches Fazit indem aus seiner Sicht das Batterieelektrische Fahrzeug der Wegbereiter auch für das Brennstoffzellenauto ist. Weil beide Antriebsvarianten elektromotorisch angetriebene Fahrzeuge sind, ist es eine wichtige Voraussetzung für die Brennstoffzelle, dass die Hersteller immer mehr elektromotorisch angetriebene Fahrzeugplattformen auf die Straße bringen.
An dieser Stelle möchten wir bereits auf das nächste Dialogforum Fortschritt Mobilität am 17.11.2021 um 18:00 Uhr hinweisen.
Wir wollen in unserer 3. Veranstaltung über den Leichtbau reden. Dieser wurde durch medial vielfach zitierten Relevanzverlust im Kontext des rekuperierenden Elektroautos neuerdings heftig in Frage gestellt. Ist das wirklich so, oder ist diese Aussage ein nicht zu Ende gedachter Irrtum?
Das und mehr wollen wir diskutieren und damit vor allem zur Planungssicherheit bei allen in der Industrie tätigen Playern beitragen. Den Link zur Anmeldung finden Sie ab dem 8.11.2021 auf der AtTrack Webseite www.attrack.de.